Es ist der zweite Corona-Frühling, erneut sind praktisch alle Laufveranstaltungen abgesagt oder verschoben und es sind nicht nur die sportlichen Herausforderungen der Wettkämpfe, die mir fehlen, sondern auch die Begegnungen mit Sportlern aus anderen Landesregionen. Beides hoffe ich im Trailcamp in Davos zu finden und auch eine kleine Auszeit vom Alltag kommt mehr als gelegen. 

Dank des Programmstart am Freitag um 09:30 ist eine Anreise gleichentags möglich und ich freue mich richtig darauf, mich mal wieder in aller Früh mit gepackter Sporttasche und gefüllten Kohlenhydratspeichern und leichter Ungewissheit auf den Weg zu machen. 

In Davos angekommen geht’s nach einer kurzen Vorstellungsrunde mit dem Postauto auch schon nach Sertig, wo wir unsere heutige Tour starten. Bereits nach wenigen Minuten bestätigt sich: Das frühe Aufstehen und der Weg nach Davos haben sich mehr als gelohnt. Die Sonne strahlt die verschneiten Gipfel um uns an, leuchtende Blumen säumen den Weg und als dann auch noch Murmeltiere neugierig ihre Köpfchen in die Höhe recken, glaube ich mich direkt im Ferienprospekt von Graubünden Tourismus. Ich wäre nicht überrascht, wenn gleich noch zwei Steinböcke auf der Bildfläche erschienen und sich über die Trailrunner aus dem Flachland lustig machten. 
Rasch zeigt sich, dass Jasmin und Guy auch als Trainingsleiter perfekt harmonieren und die Gruppe stets im Überblick haben, so dass trotz Leistungsunterschieden im Wortsinne niemand auf der Strecke bleibt. Auch die kurzen Stopps, bei denen wir technische Tipps oder Erklärungen zur Swiss Alpine Strecke erhalten, lassen die Gruppe immer wieder zusammenkommen und geben die Möglichkeit, sich kurz zu erholen. Auf den technisch weniger anspruchsvollen Abschnitten ergeben sich dazu immer wieder interessante Gespräche mit meinen neuen Laufkollegen und so vergehen die 26km mit 1200 Höhenmetern wie im Fluge. Meine Wünsche an das Trailcamp werden bereits an diesem ersten Tag erfüllt und am Ziel unserer heutigen Etappe frag ich mich spontan «kann ich mich gleich für nächstes Jahr anmelden?». Doch zuerst gönne ich den Beinen eine Erfrischung im Bergbach, bevor uns das Postauto zurück nach Davos bringt, wo wir den Tag beim gemeinsamen Abendessen ausklingen lassen. 

Blick ins Sertigtal

Der Samstag steht ganz im Zeichen des Vertical Davos, der von Jasmin und Guy dieses Jahr zum ersten Mal organisiert wird. Bei dem Lauf gilt es, 1000m Höhenmeter verteilt auf 5km auf den Gipfel des Jakobshorns zu bewältigen. 
Da mich meine Beine beim Aufstehen deutlich daran erinnern, dass der Uetliberg nicht mit den Bergen vom Freitag mithalten kann, entscheide ich, nicht am Wettkampf teilzunehmen und die Strecke ohne Startnummer unter die Laufschuhe zu nehmen. Und sie hat es in sich! Aus dem gemächlich ansteigenden Waldweg wird bald ein Singletrail und zuletzt führt die Strecke steil über Geröll, wo auch die Hände zum Einsatz kommen. Die Erleichterung ist gross, als ich das Ziel bei der Bergbahn erreiche – wie die Siegerin dies in 52 Minuten geschafft hat, bleibt mir ein Rätsel!
Nach einer Erholungspause haben wir frisch gestärkt die Wahl, uns von der Gondel ins Tal transportieren zu lassen oder unter der Leitung von Jasmin und Guy noch rund zwölf Kilometer anzuhängen. Meinen etwas angeschlagenen Muskeln 1000m Meter abwärts zuzumuten, scheint zwar nicht gerade vernünftig – aber bei solch wunderschönen Laufstrecken und dieser Leitung kann ich auf die Vernunft leider keine Rücksicht nehmen. Und es lohnt sich auch heute! Ich muss mich immer wieder ermahnen, den Blick von der grandiosen Aussicht weg und auf den schmalen Pfad zu bringen, der nach unten führt wo wir auf einer coupierten Strecke zurück zum Hotel laufen. 
Es bleibt genügend Zeit, um sich in der Sauna oder einem Nickerchen zu erholen, bevor wir unter der Anleitung von Jasmin beim Athletiktraining diverse Muskeln kräftigen und dehnen. Anschliessend erhalten wir Gelegenheit, ihr und Guy Fragen rund um die Themen Wettkampf und Training zu stellen. Auch beim folgenden Abendessen in einem gemütlichen Davoser Lokal beantwortet Jasmin geduldig in ihrer sympathischen Art weitere Fragen und lässt uns an Anekdoten aus ihrem Sportlerleben teilhaben und so geht ein weiterer schöner Tag mit viel gemeinsamen Lachen zu Ende. 

Unsere Strecke für den Sonntag wird dem Schnee auf dem Scalettapass angepasst und wird starten direkt vom Hotel aus Richtung Dürrboden, wobei die Möglichkeit besteht, die ersten Kilometer mit dem Bus zurückzulegen. 
Heute wird die Sonne von Wolken verdeckt, doch das tut der Schönheit des Dischmatals keinen Abbruch, im Gegenteil, die beinahe mystische Stimmung fasziniert mich und wäre ich alleine unterwegs, käme ich vor lauter Fotostopps wohl kaum vom Fleck. Beim Dürrboden angekommen, besteht die Wahl im Restaurant bereits die Regeneration einzuleiten oder mit Jasmin noch ein Stück den Pass hochzulaufen, so dass auch heute alle auf ihre Kosten kommen. Ich nutze die Gelegenheit für einige letzte Kilometer in dieser schönen Gegend und kaum sind auch wir wieder beim Restaurant angekommen, fallen die ersten Regentropfen – auch das Wetter haben Jasmin und Guy perfekt geplant! 

Dischmatal

Der Bus bringt uns zurück ins Hotel, wo wir dank late check-out noch duschen können – was bestimmt auch die anderen Fahrgäste der Rhätischen Bahn freut. 

Dann heisst es auch schon Abschiednehmen, was mir nicht leicht fällt. In nur drei Tagen sind wir zu einer tollen Gemeinschaft zusammengewachsen – Laufen verbindet eben. Doch die Läuferwelt ist bekanntlich klein und sage ich «Auf Wiedersehen!» und vor allem auch «Danke!».

Autor: Franziska Greuter

One Thought to “Teilnehmerbericht vom Trailrunningcamp Davos, 02.-04.07.2021”

  1. Martin Jauner

    Cools Feedback.. Danke

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